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Fraenkische Nachrichten erschienen: 01.04.2003
Suche nach Muttermal an delikater Stelle Theatergruppe der Heimatfreunde Sachsenflur spielte zweimal "Wi(e)der die guten Sitten"
Autor(in): ebi
Sachsenflur. Ihre zweite "Theatersaison" hat dieser Tage die Theatergruppe der Heimatfreunde Sachsenflur erfolgreich beendet. Mit dem aufgeführten Stück, das erneut überwiegend in Sachsenflurer Mundart gespielt wurde und auch lokale Ereignisse glossierte, wurde nicht nur kurzweilige Unterhaltung geboten, sondern auch ein erklärtes Ziel der Heimatfreunde, die Pflege der heimischen Mundart, verfolgt.
An zwei Abenden konnten die Zuschauer in der ausverkauften Sachsenhalle verfolgen, wie in Sachsenflur "Wi(e)der die guten Sitten" verstoßen, beziehungsweise diese bewahrt wurden.
Und in Gefahr waren die guten Sitten wirklich. Vor allem die beiden "Dorftratschen" Traudl (Heidrun Lutz) und Berta (Annemie Bierig) stellten dies sofort fest, als "zwielichtige Gestalten" in das Gasthaus "Zur Schillerhalle" einzogen. Dass es sich dabei um den berühmten Schauspieler John Miller (Udo Plewa) und seine beiden Kolleginnen, die Filmsternchen Pamela Anders (Ramona Weiland) und Linda Taylor (Liane Höfert) handelte, konnten die Bewohner Sachsenflurs natürlich nicht wissen, denn die drei waren inkognito angereist. Vor allem auf die beiden attraktiven Starlets Pamela und Linda wurden auch der Lindenwirt Anton (Erhard Bierig), sein Freund Walter (Reinhold Höfert) und der schüchterne Briefträger Emil (Sonja Höhl) aufmerksam. Letzteres war besonders tragisch, da auf besagten Emil auch Antons Tochter Maria (Elke Hirth) ein Auge geworfen hatte (und umgekehrt). Schon über zehn Jahre hatten sich die beiden beschnuppert, und Maria war inzwischen schon "fast zweimal volljährig".
Als dann zu allem Überfluss noch die verrucht wirkende Charly, John Miller’s Ex-Frau (Wally Schwender) im Dorf auftauchte, war es um die Männer geschehen. Lindenwirt Anton vergaß sogar seine Pläne, Sachsenflur zum Luftkurort zu machen. Vor allem aber Emil kam völlig von der Rolle und verwandelte sich für die Einweihungsparty der Gaststätte "Zum scharfen Eck" (ehemals Schillerhalle) in den feurigen Italiener Emilio. Mithilfe seiner Briefmarken-"Albums" wollte er besonders Pamela Anders betören.
Der Haken bei der ganzen Geschichte war allerdings, dass John lediglich nach Sachsenflur gekommen war, um seinen Vater zu suchen. Diesen kannte er zwar nicht, er wusste aber, dass er ein Muttermal an einer relativ delikaten Stelle haben musste. Und so war es das erklärte Ziel der drei Hollywoodstars, schnellstmöglich den Mann mit dem Muttermal zu finden, um dann ungestört zu einem Aufenthalt in Monaco aufzubrechen. Die "Überprüfungen" sollten bei der Einweihungsparty durchgeführt werden, führten aber trotz intensivster Bemühungen aller zu keinem Erfolg.
Dies war allerdings kein Wunder, denn der tatsächliche Vater - der Puppenspieler Hans (Jürgen Weiland) - war zu der Party nicht erschienen. Erst am Morgen nach der Party stellte sich heraus, dass der langgesuchte Erzeuger von John Miller "der Penner" Hans war, oder genauer gesagt, der "Herr Penner" wie Linda Taylor es formulierte. Nur durch die traurigen Umstände um das Verschwinden von Johns Mutter war aus dem reichen Bauernsohn der Puppenspieler geworden, der regelmäßig auf der Bank vor dem Gasthaus "Zur Linde" übernachtete. Und besagter Hans war es auch, der Emil/Emilio die Augen öffnete über tatsächliche und nur vorgetäuschte Schönheit.
So kam es, wie es kommen musste, zum Happy End: Maria bekam ihren Emil, Pamela und Linda ihre Reise nach Monaco und die geldgierige Charly wurde mit einer 50-Cent-Briefmarke abgespeist, dem halben Erlös für die Schillerhalle, die Hans zuvor seinem Sohn John für einen Euro ("Machen wir’s wie die Großen") abgekauft hatte, um sie Maria und Emil zur Hochzeit zu schenken.
Neben Udo Plewa und Liane Höfert gab in der noch jungen Theatergruppe auch Philipp Hirth sein Debüt. Er spielte den stummen Jungen Philipp, den musisch begabten Sohn von Walter und Traudl, der nach dem Willen der Eltern eigentlich einen "anständigen Beruf" lernen sollte, von Hans aber nach Kräften in seinen musikalischen Aktivitäten gefördert wurde.
Das Stück des Schwabhausener Autors Jörg Appel wurde von Sonja Höhl in Szene gesetzt, für die ausgefeilte Licht- und Tontechnik zeichnete Thomas Höhl verantwortlich. Lange Stunden im Souffleurkasten der von den Theaterfreunden völlig neu aufgebauten Bühne verbrachte Gerda Meder für alle, die Hilfe beim Text brauchten. Für die Maske und die Frisuren vor allem der Starlets sorgte Anita Hagedorn und das gelungene Bühnenbild stammte von Matthias Sack.
Viele der Gäste bei den beiden Theaterabenden gaben der Hoffnung Ausdruck, dass im nächsten Jahr wieder zu einem solch kurzweiligen Abend eingeladen werde.
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